Michael Beck – Paintings

Dazwischen das Leben.

Textpassagen über das malerische Werk von Michael Beck ( Auszug )

Der Titel von Michael Becks im Laufe der letzten 30 Jahre entstandener Werk- serie ist so schlicht wie bezeichnend: „Weiße Bilder“. Ein Titel, der benennt, was an diesen Arbeiten auf den ersten Blick ins Auge fällt: Die Dominanz der Farbe Weiß. Ganz so einfach, wie es der Titel der Werkgruppe nahelegen – und es vielleicht auch beim allerersten Hinsehen scheinen mag, lassen sich die Arbeiten des 1960 in Biberach geborenen Künstlers indes nicht fassen. Denn diese „Weißen Bilder“,auch das ist auf Anhieb zu erkennen, sind keine monochromen Flächen. Michael Becks Werke haben nichts von der Plakati- vität der Arbeiten eines Yves Klein oder auch eines Kasimir Malewitsch, der mit seinen – in einer einzigen Farbe gehaltenen, geometrischen Flächen, als der Wegbereiter der monochromen Malerei gelten kann. Auch, wenn Weiß die Oberfläche zu beherrschen scheint, es also zumindest Anklänge einer mo- nochromen Farbgebung gibt, sind diese Bilder doch keinesfalls monochrom. Nicht nur wegen der sichtbaren Farbflächen, die dieses Weiß zu begrenzen, sich ihm entgegenzustellen scheinen. Auch das Weiß selbst erweist sich bei genauerem Hinschauen mehr als weiß. Es ist eine Farbe, die sich nicht be- nennen, nicht festlegen, nicht fassen lässt, die sich der Eindeutigkeit entzieht: Weiß und doch nicht „Weiß“. Dieses vexierende Weiß der Oberfläche erwächst aus den tieferen, den unter dem Weiß liegenden, farbigen Schichten des Bildes und lässt ahnen, dass – fast wie beim Blick in einen Spiegel – das Eigentliche, das Wahre nicht zu sehen, sondern allenfalls hinter dem Sichtbaren zu erah- nen ist. Michael Becks „Weiße Bilder“ sind Seelenbilder im Spannungsfeld von Schein und Sein. Der Maler, der einige Zeit auch als Porträtist fotorealistisch gemalt hat, hält uns keinen Spiegel vor, er saugt uns vielmehr hinter die Ober- fläche, lässt uns in der Auseinandersetzung mit dem Sichtbaren gewisserma- ßen in den Spiegel hineinstürzen. Das Weiß wird zum Auslöser für einen Blick in die Tiefe. Dieser fast magische Effekt eröffnet die existentielle Dimension der Arbeiten und hat seine Ursache in der an altmeisterlicher Feinmalerei ge- schulten Lasurtechnik des Künstlers. Die „Weißen Bilder“ sind auch in einem ganz konkreten Wortsinn vielschichtig.

Michael Beck hat sich während seines künstlerischen Werdeganges intensiv mit Werken, Meistern und Techniken der abendländischen Maltradition auseinandergesetzt und sich diese – ganz im Sinne der für die malerische Aus- bildung traditionell unabdingbaren „Skizzenbücher“- auch durch die Realisie- rung von Werk- und Stilkopien zu eigen gemacht. Stilistisch haftet den aktu- ellen Arbeiten offensichtlich nichts Altmeisterliches mehr an; in Hinblick auf die Technik sind die Wurzeln jedoch deutlich erkennbar. Wie seine berühmten historischen Vorgänger und Vorbilder, zu denen unter anderem Rembrandt, Goya und Dürer gehören mischt Michael Beck Pigment mit Leinöl und trägt die so entstandene Malfarbe in dünnen, meist transparenten Lasurschichten auf einen weiß grundierten Mal- grund aus Holz oder Leinwand auf. Unter der weitgehend weißen Oberfläche der Bilder, die aus vierzehn bis zwanzig weißen Lasuren besteht, liegt eine farbige, meist in Erdtönen und schwarz gehaltene, gleichfalls mehrschichtige Untermalung, die unter der Oberfläche – mehr spür- als sichtbar – durchscheint und den Bildern subtile Tiefe gibt. Das Weiß der Bilder erwächst also aus einer Überlagerung vieler verschiedener Schichten, von denen nur die letzten weiß sind.

Dabei sind diese weißen Lasurschichten keine „Übermalung“ im eigentlichen Sinne, denn sie decken nichts zu. Im Gegenteil. Das, was unter dem Weiß liegt – seien es plastische, ins Bild integrierte Elemente aus organischen Materia- lien (wie Leinwand, Zellstoff oder Holz) oder erwähnte farbige Lasurschichten – bleibt unter der Oberfläche stets präsent. Der Untergrund bestimmt mit sei- ner vielschichtigen Struktur aus dem (Halb-) Verborgenen heraus die Kompo- sition. Dass es in Michael Becks Arbeiten immer auch um das geht, was nicht oder nicht vollständig sichtbar ist, wird bei der Werkgruppe der sogenannten „Kästen“ noch etwas deutlicher als bei den „Weißen Bildern“. Diese mehr- schichtigen, teilplastischen Gebilde wirken, als hätte der Künstler mehrere Bilder versetzt übereinander gelagert. Nur das vorderste der sich scheinbar überlappenden Bilder ist als ganze Fläche zu sehen, die vermeintlichen Bilder hinter diesem Bild offenbaren sich hingegen nur partiell in Teilansichten und lassen so Raum für Spekulation. Ob „Kästen“ oder „Weiße Bilder“: Das, was sich verbirgt, will entdeckt werden und wahrt doch sein Geheimnis, bleibt Rätsel. Das Bild hinter dem Bild öffnet den Raum ins Unendliche und wirft den Betrachter zugleich auf sich selbst zurück. Der Maler Michael Beck verwei- gert seinem Publikum einfache, trügerische Sicherheiten – was sich auch daran zeigt, dass er seinen einzelnen Werken keine Titel gibt, sondern die- se lediglich numeriert. Jenseits aller Gewissheiten bleibt in Michael Becks Bildern freilich doch noch eine; die Gewissheit aller menschlichen Existenz, nämlich deren Fragilität: Tod und Vergänglichkeit. Denn den meisten dieser recht großformatigen Werke haftet – gewissermaßen eine moderne Version des „memento mori“ und der „vanitas mundi“ – auch etwas Brüchiges an. Besonders augenfällig wird dies bei den Arbeiten, die sichtbare Nahtstellen haben, die an Wundnarben erinnern, oder bei jenen, deren Oberfläche zu bersten, aus denen etwas hervorzubrechen scheint. Schmerzhaft, aber zu- gleich doch befreiend. Dies ist keine Kunst, die schnell konsumierbar oder erfassbar wäre, sondern eine, die sich nur in der Resonanz des Rezipienten auf das Werk, in einer Art stillem Dialog, erschließen und so immer wieder neu entstehen kann: Intensiv, wahrhaftig und von großer poetischer Kraft. Zutreffend charakterisieren lassen sich die Arbeiten von Michael Beck wohl nur mit den Worten seines wohl berühmtesten Kollegen Vincent van Gogh:

„Das Weiß ist das Nichts, das Schwarz ist der Tod, dazwischen liegt das Leben.“

Sabine Grimm, Kunsthistorikerin, Stuttgart

Michael Beck mit Tayo im Atelier

Künstlerischer Werdegang (Auszüge)

Galerie Buchholz in Weinstadt/Stuttgart, Deutschland
Brückentorgalerie, Traben Trarbach, Deutschland
Galerie am Prinzregentenplatz, München, Deutschland
Galerie Flöter, Stuttgart, Deutschland
Galerie di Sanza, Livorno, Italien
Galerie Fritz, Kiel, Deutschland
Institut für Systemisches Training, Wiesbaden, Deutschland
Galerie du Rhin, Colmar, Frankreich
Galerie du Léonard, Basel, Schweiz
Galerie in der Mühle, Bad Malente, Deutschland
Galerie Bon Chance, Lyon, Frankreich
Galerie arsartis, Feldkirchen, Österreich
Galerie arsartis, Pöllach/Wörthersee, Österreich
Galerie Claudine Hohl, Zürich, Schweiz
Galerie Perrieux, Paris, Frankreich
Galerie Le Blanc, Nassau, Bahamas
Galerie Freeman, London, England
Galerie im Steigeberger, Hamburg, Deutschland
Galerie Reimann, Berlin, Deutschland
Les Galeries Saint Hubert , Brüssel, Belgien
Galerie des Sablons, Saint-Malo, Frankreich
Galerie Krüger, Berlin, Deutschland
Die Galeria dels Angels Asociación de Galerías de Arte
Contemporáneo Art Barcelona, Barcelona, Spanien
Galerie Muriel Nadal, Calvi, Korsika, Frankreich
The Taylor & Jones Gallery, Belfast, Ireland
Galerie Dinetto, Venedig, Italien
Galerie im Competence Park Friedrichshafen, Friedrichshafen, Deutschland Regierungspräsidium Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland
Galerie Schlüder-ArtOpen, Dresden, Deutschland
Galerie Schippelbein, Pecs, Ungarn
ArtUlm, Ulm, Deutschland
Galerie im Seelhaus, Ravensburg, Deutschland
Kunsthalle Ravensburg, Ravensburg, Deutschland

Ankäufe von Kunstsammlern aus den USA, Kanada und Europa.